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CSRD - zusätzlicher Bürokratismus oder sinnvolles Instrumentarium?

Dr. Michael Bargl (IDS), Viktoria Wessel (Noerpel), Marcus Wieser (Geis), Frank Huster (DSLV) (v.l.n.r.)

Mit dem European Green Deal hat die Europäische Kommission 2019 ein umfangreiches Programm ausgerufen, um die EU bis 2050 klimaneutral zu machen und nachhaltiges Wirtschaften zu fördern. Eine der zahlreichen Maßnahmen ist die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Doch ist sie nur Bürokratismus oder motiviert sie uns, konsequenter an Themen wie Nachhaltigkeit, fairen Arbeitsbedingungen und einer höheren Unternehmensethik zu arbeiten?

Was ist die CSRD?

Die CSRD schreibt künftig größeren Unternehmen vor, neben der Veröffentlichung der Finanzkennzahlen und der ökonomischen Geschäftsentwicklung auch über die Auswirkungen der Geschäftstätigkeit auf Mensch und Umwelt zu berichten. Dazu gehören vor allem das Vorankommen des Unternehmens bei Umweltthemen, wie beispielsweise Klimaschutz und CO2-Emissionen, Engagement im sozialen Bereich und für Menschenrechte sowie Corporate Governance. All diese Angaben sind, wie heute schon Lagebericht, Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung, von einem Wirtschaftsprüfer zu testieren.

Die CSRD wird von 2024 bis 2028 für eine wachsende Zahl an Organisationen relevant: Die neuen Anforderungen gelten schrittweise ab dem Geschäftsjahr 2024, also für Berichte ab dem Jahr 2025, zunächst für börsennotierte Unternehmen, Versicherungen und Banken mit mehr als 500 Beschäftigten. Erstmals für das Geschäftsjahr 2025 unterliegen auch große Unternehmen der Berichtspflicht, sofern sie in zwei aufeinanderfolgenden Jahren zwei der folgenden drei Kriterien erfüllen:

  • mehr als 250 Beschäftigte
  • mehr als 50 Mio. Euro Umsatz
  • mehr als 25 Mio. Euro Bilanzsumme

Damit sind nahezu alle IDS Partner ab dem Geschäftsjahr 2025 berichtspflichtig. Doch wir erachten es als sinnvoll und wichtig, sich schon heute mit der erweiterten Berichterstattung zu befassen, wie es IDS Partner Noerpel bereits macht (siehe hierzu den Beitrag „Nachhaltig denken, handeln, liefern“ ). Denn die CSRD erfordert eine systematische Datenerfassung, wie z. B. die Ermittlung der CO2-Emissionen, die heute in unseren Unternehmen noch nicht umfassend erfolgt.

Was ist das Ziel der CSRD?

Ziel der CSRD ist, dass Unternehmen vergleichbare, detaillierte und verlässliche Nachhaltigkeitsinformationen veröffentlichen, um die Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung zu verstehen und auf der Grundlage der Nachhaltigkeitsdaten fundierte Entscheidungen zu treffen. Die CSRD soll Mitarbeitenden, KundInnen und AnteilseignerInnen ermöglichen, ein Unternehmen nicht nur aus betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern auch aus sozialen, ökologischen und ethischen Aspekten einschätzen zu können.

Ist CSRD ein weiteres Bürokratiemonster …

Es steht außer Frage … Die CSRD sorgt für erheblichen Arbeitsaufwand, für das es zusätzliches Personal und IT-Kapazitäten bedarf, um die geforderten Berichtspflichten zu erfüllen. So brauchen wir neue Projektteams, werden NachhaltigkeitsmanagerInnen einstellen und eventuell BeraterInnen beschäftigen, da das Thema komplex und für die meisten Neuland ist. Zudem müssen wir die Buchhaltung anpassen und gegebenenfalls neue IT-Systeme installieren. Für die Refinanzierung all dieser Aufwendungen werden uns die Kunden vermutlich nicht unmittelbar Preiserhöhungen zugestehen.

… oder bringt die CSRD unseren Unternehmen etwas?

„Was man nicht messen kann, kann man nicht lenken.“ Dieses Zitat des US-amerikanischen Ökonoms Peter F. Drucker besagt im Umkehrschluss, dass man nur, was wann misst, auch managen kann.

Indem wir unsere soziale und ökologische Leistung messen, überwachen und darüber berichten, identifizieren wir unsere langfristigen Werttreiber und stellen sicher, den Bedürfnissen der Gesellschaft und der Umwelt gerecht zu werden. Letzteres hat für uns als Speditionskooperation eine besondere Bedeutung.

Die CSRD fördert darüber hinaus eine Kultur der Innovation und Effizienz. Denn auf Basis der aus der Berichterstattung gewonnenen Erkenntnissen können Prozesse noch nachhaltiger gestaltet sowie neue Technologien und Innovationen eingesetzt werden, um so noch bessere Umwelt- und Sozialziele zu erreichen.

Nicht zuletzt suchen Verlader, KundInnen und EmpfängerInnen zunehmend nach Partnern, die nicht nur auf Wachstum und Gewinn fokussiert sind, sondern auch einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten. Zudem macht uns die CSRD attraktiver für potenzielle Mitarbeitende. Ein Unternehmen, das nachvollziehbar Fortschritte beispielsweise bei der Reduzierung von Emissionen oder der Abfallvermeidung macht, punktet nicht nur bei den nachfolgenden Generationen.

Außerdem rechnen wir damit, dass gegen Ende des Jahrzehnts Unternehmen mit guten ESG-Scores auch günstigere Zinsen eingeräumt werden, da nahezu klimaneutrale Unternehmen für Banken und Kapitalgebern zeigen, dass sie die Energiewende ernst nehmen und eventuell schon weitgehend umgesetzt haben.

Daher: Die CSRD ist aus unserer Sicht mehr als nur eine gesetzliche Anforderung. Es ist ein Instrument, das uns unterstützt, einerseits unsere Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt transparent zu machen und andererseits in einer Welt, die mit Herausforderungen wie Klimawandel, sozialer Ungerechtigkeit und wirtschaftlicher Instabilität konfrontiert ist, einen positiven Beitrag zu leisten und gleichzeitig langfristigen Erfolg zu sichern.

 

Bildhinweis:
Die CSRD war auch Thema des DVZ Sustainability Day der DVZ, an dem u. a. Dr. Michael Bargl (IDS Geschäftsführer) und die Nachhaltigkeitsmanager und Mitglieder des IDS Arbeitskreises Green, Viktoria Wessel (Noerpel) und Marcus Wieser (Geis), teilgenommen haben. Auf dem Foto mit Hauptgeschäftsführer des DSLV Frank Huster (v. l. n. r.)