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Den Stress im Griff

Zeitdruck, Arbeitsverdichtung, Ängste und verschwimmende Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben fordern Höchstleistungen von MitarbeiterInnen und Führungskräften. Gerade die vergangenen beiden Jahre haben die Menschen in eine Art Dauerstress versetzt. Um das alles zu bewältigen und zu verarbeiten, ist eine besondere Kompetenz gefragt: Resilienz. Lesen Sie, was Resilienz ist, wie wichtig sie ist und was Sie dafür tun können.

Auch wenn Resilienz auf den ersten Blick nicht direkt etwas mit Spedition und Logistik zu tun hat, greifen wir das Thema hier gerne einmal auf. Denn in unserer Branche geht es immer turbulent zu und es wird unter großem Zeitdruck gearbeitet. Genau hier ist Resilienz gefragt, einer der wichtigsten Schlüssel, um den täglichen Belastungen standzuhalten, ungeplante Herausforderungen zu bewältigen sowie Krisen zu überstehen und gestärkt daraus hervorzugehen.

Im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements fand kürzlich für alle IDS MitarbeiterInnen in der Systemzentrale in Zusammenarbeit mit der AOK Bayern ein Webinar zum Thema „Resilienz: Individuelle Widerstandsfähigkeit – Erfolgsfaktor in schwierigen Zeiten“ statt. Auch wenn man vielleicht schon das ein oder andere kennt oder gehört hat, ist es immer wieder wichtig, sich die einzelnen Faktoren in Erinnerung zu rufen. Wir würden uns freuen, wenn der ein oder andere Impuls für Sie dabei ist.

Resilienz: In belastenden Situationen psychisch stabil bleiben

Der Begriff „Resilienz“ stammt ursprünglich aus der Materialwissenschaft und beschreibt die Fähigkeit eines Materials, nach Verformung wieder in seine ursprüngliche Form zurückzukehren. Das Wort leitet sich vom lateinischen Wort „resilire“ für „abprallen“ und „zurückspringen“ ab.

Im übertragenen Sinn beschreibt Resilienz die mentale Belastbarkeit eines Menschen, Krisen, widrigen Umständen und Niederlagen standzuhalten, sie durchzustehen und sich neu aufzurichten – ohne Lebensfreude und Leistungsfähigkeit einzubüßen. Je ausgeprägter die eigene Resilienz ist, desto besser ist die psychische Widerstandskraft gegen Stress und Belastungen.

Doch Resilienz bedeutet nicht, durch Abhärtung noch mehr ertragen zu können, sondern Krisen und Probleme anzunehmen und Wege zu deren Bewältigung zu finden.

Die gute Nachricht: Resilienz hat man nicht einfach, sondern kann sie erlernen und trainieren. Es ist erwiesen, dass resiliente Menschen physisch und psychisch gesünder sind, sie sind emotional stabiler und weniger anfällig für Burn-out.

Faktoren und Übungen für mehr Widerstandskraft

Die eigene Widerstandsfähigkeit kann man erhöhen, indem man sich Problemen stellt sowie Denk- und Handlungsmuster verändert. Resilienz ist ein Zusammenspiel verschiedener Bereiche, wie Eigenverantwortung, Wahrnehmung von sich selbst und anderen, Handlungskontrolle, Problemlösungskompetenz und Stressbewältigung.
Die folgenden sieben Faktoren kennzeichnen eine gute Resilienz und lassen sich mit Übungen trainieren.

1. Akzeptanz: Annehmen statt hinnehmen

„Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

Gibt es ein Problem, hilft es nicht, es zu leugnen, sich zu wehren oder zu hadern. Es ist da. Durch die Akzeptanz schafft man die Möglichkeit, das Problem als Ganzes zu erfassen und so eine Lösung zu finden. Viele Dinge, die unser Leben beeinflussen, liegen nicht in unserer Hand, wohl aber in unserem Einflussbereich, wie wir diese Dinge betrachten, mit ihnen umgehen und was wir daraus machen.

Das gilt auch für Veränderungen in unserem Leben: Sind sie nun einmal da, hilft es, ihre Existenz zu akzeptieren und sich den neuen Gegebenheiten anzupassen. Wir können beispielsweise nicht verhindern, dass wir älter werden, sehr wohl jedoch auf gesunde Art damit umgehen.

2. Optimismus: Das Glas ist halb voll

Optimistische Menschen betrachten die Welt oder eine Sache immer möglichst von ihrer besten Seite. Sie wissen, dass das Leben für sie trotz aller Tiefschläge vor allem auch Gutes bereithält und schwierige Situationen irgendwann zu Ende gehen. Mit Optimismus ist jedoch nicht der Blick durch die rosarote Brille gemeint, sondern eine realistische Sicht auf die Dinge.

Mit einem "Glückstagebuch" können Sie Ihr positives Denken und Optimismus trainieren. Notieren Sie hierfür jeden Tag drei positive Ereignisse, die Sie erlebt haben. Das kann ein nettes Gespräch oder ein freundliches Wort eines Nachbarn sein. Oder fragen Sie sich vor dem Einschlafen: Was war heute gut, für was bin ich heute dankbar?“

3. Lösungsorientierung: Chancen sehen

Widerstandsfähige Menschen denken in Möglichkeiten und Lösungen statt in Problemen. Es gibt immer wieder Krisen und Herausforderungen, die uns auf den ersten Blick unüberwindbar scheinen. In diesen Situationen gilt es einen kühlen Kopf zu bewahren, sich zu besinnen und nach Auswegen zu suchen.

Das Ziel ist zunächst, sich von der belastenden Situation zu lösen und zu analysieren, was ist das Problem und welche Folgen hat es für mich. Hieraus können dann Lösungsmöglichkeiten entwickelt werden: Wie soll die Zukunft aussehen? Was kann ich tun, um dieses Ziel zu erreichen? Hilfreich ist es hierbei, in kleinen Schritten vorzugehen, sich ggf. einen Handlungsplan zu erstellen. Und fragen Sie sich auch: Wer kann mir dabei helfen?

4. Eigenverantwortung: Die Opferrolle verlassen

„Wir sind nicht nur verantwortlich, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun!“ Dieses Zitat von Molière bringt den nächsten Faktor sehr schön auf den Punkt. Für ein resilientes Leben gehört es dazu, aus der Rolle der Passivität und dem Gefühl der Hilflosigkeit auszusteigen und in ein selbstbewusstes und aktives Handeln zu wechseln. Fragen Sie sich, was kann ich ändern, wie erweitere ich meinen Einflussbereich.

Stellen Sie hierbei auch die eigenen Einstellungen und Glaubenssätze auf den Prüfstand. Lenken Sie den Fokus auf die eigene Energie. Äußern Sie Ihre Vorstellungen und Ihre Wünsche, denn Ihr Gegenüber kann diese nicht erraten. Stehen Sie zu Ihrer Meinung und ergreifen Sie die Initiative. Sprechen Sie Ihre Ideen gegenüber Freunden oder Arbeitskollegen an und nutzen Sie die Möglichkeit, Pläne aktiv mitzugestalten.

5. Selbstwirksamkeit: Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten

Der Glaube an sich selbst und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten trägt viel dazu bei, Krisen gut zu überstehen. Selbstwirksame Menschen wissen, dass sie durch eigenes Handeln Dinge verändern können, Einfluss nehmen und damit Herausforderungen erfolgreich bewältigen. Dieser Resilienzschlüssel korrespondiert eng mit einem hohen Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl.

Neben der achtsamen Wahrnehmung der eigenen Gedanken, Gefühle und Handlungen hilft hier auch die Beantwortung der Fragen: Was sind meine Stärken? Was gibt mir Kraft? Welche schwierigen Situationen habe ich bereits wie geschafft? Rufen Sie sich eine Situation ins Gedächtnis, die Sie gemeistert haben und machen Sie sich bewusst, dass Sie selbst es waren, der den Erfolg herbeigeführt hat.

6. Netzwerkorientierung: Enge Vertraute, starke Unterstützer

Resilienz bedeutet nicht, "Einzelkämpfer" zu sein, im Gegenteil. Allein das Wissen, dass der/die PartnerIn, Familie, FreundInnen und KollegInnen in schwierigen Situationen unterstützend zur Seite stehen, gibt innere Kraft und hilft, mit belastenden Situationen besser umgehen zu können. In der Regel besitzen die Mitglieder Ihres Netzwerks unterschiedliche Fähigkeiten, die in Krisenzeiten und bei Herausforderungen hilfreich und nützlich sind.

Die Hilfe muss dabei nicht einmal in Anspruch genommen werden. Sie kann und sollte aber genutzt werden, wenn Sie in der Lösungsfindung einmal feststecken. Vielleicht stand jemand aus Ihrem Freundeskreis schon einmal vor einem ähnlichen Problem und kann Hilfestellung leisten. Es ist kein Zeichen von Schwäche, um Unterstützung zu bitten oder sie anzunehmen. Doch ein soziales Netzwerk bedeutet Geben und Nehmen. Sind Sie für Ihre Freunde und Familie da, werden diese in Zeiten der Not auch für Sie da sein. 

7. Zukunftsorientierung durch Ziele

Resiliente Menschen wissen, dass sie ihrem Schicksal nicht hilflos ausgeliefert sind. Sie steuern die eigene Entwicklung, handeln tatkräftig und entschlossen, um die eigenen Pläne zu verwirklichen. Das braucht klare Ziele, die Orientierung, Halt und Zuversicht geben. Wer sich aktiv mit den eigenen Zielen auseinandersetzt, sieht plötzlich viele Möglichkeiten, um ein Problem zu lösen oder eine Herausforderung zu meistern.

Hilfreich ist dabei, nicht starr an einem Ziel festzuhalten, sondern in Zeitspannen denken, uns also regelmäßig fragen, was ich in einem, fünf und zehn Jahren erreichen will. So bleiben wir flexibel und können situationselastisch und damit resilient reagieren.

Fragestellungen für die eigene Zukunftsvision sind u. a.

  • Was ist mir persönlich wichtig?
  • Welche Dinge, für die ich heute meine Energie einsetze, sind mir in 10 Jahren noch wichtig?
  • Mein 75. Geburtstag:
    Worauf möchte ich zurückblicken?
    Wer soll mit mir feiern?
    Was soll über mich gesagt werden?